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Zukunftsmarkt Handwerk – Veranstaltung vom 19.03.2015

Bis zum letzten Platz war der große Saal der Handwerkskammer für Mittelfranken gefüllt, als die Kammer und der BFW Landesverband Bayern e.V. zur Informationsveranstaltung „Alters- und familiengerechtes Wohnen und Bauen“ nach Nürnberg einluden. „2035 wird Deutschland eine der ältesten Bevölkerungen der Welt haben. Mehr als 50 Prozent der Einwohner wird älter als 50 Jahre sein, jeder Dritte über 60“, führte Kammer-Präsident Heinrich Mosler in seiner Begrüßung aus. Die Einwohnerzahl wird bis 2060 von 82 Millionen auf 65,7 Millionen gesunken sein und es wird doppelt so viele über-70-Jährige geben, als Kinder geboren werden. Diese Entwicklung stellt die Gesellschaft vor enorme Herausforderungen. Das Pflegesystem kann diese Prozesse nicht abfangen. Wie gehen wir also mit unseren Senioren um? Wie können wir dafür sorgen, dass auch wir selbst noch so lange wie möglich in unseren eigenen vier Wänden bleiben können?

AAL-Technologie: Die Lösung?

Ein eigenständiges Leben und eine möglichst lange Autonomie in den eigenen vier Wänden können schon durch relativ kleine Mittel realisiert werden. So ermöglicht die AAL-Technologie (Ambient Assisted Living, auf Deutsch: Altersgerechte Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben), die von Wolfgang Pfeuffer, Vorstand des kirchlichen Wohnungsunternehmens Joseph Stiftung, vorgestellt wurde, zahlreiche Erleichterungen im Alltag. Das Nachtlicht gibt Sicherheit auf dem Weg zur Toilette, der Herd schaltet sich bei Überhitzung selbstständig aus oder der Waschtisch ist höhenverstellbar. „Die Investitionen sollten dabei im Rahmen bleiben und unauffällig im Hintergrund mitlaufen ohne zu viel technisches Know-how vorauszusetzen“, erklärte Wolfgang Pfeuffer. Eine schöne Einrichtung findet er das System Sophia (Soziale Personenbetreuung Hilfen im Alltag), denn hier erhalten Senioren nicht nur über ein Sicherheitsarmband im Notfall schnell Hilfe, sondern werden durch einen großen Stab an Haupt- und vor allem Ehrenamtlichen sozial begleitet. So meldet sich wöchentlich ein Pate und erkundigt sich nach dem Befinden, bei Bedarf wird Essen auf Rädern vermittelt oder man kann sich Hilfe bei Pflegeanträgen holen. „Volkswirtschaftlich spricht alles für diese AAL-Technologien, allerdings sind die Zuständigkeiten bislang sehr verworren. Letztendlich schiebt es der eine zum anderen und zurück.“ Er regt daher an: „Die Pflege- und Krankenkassen müssen mit ins Boot.“ Anhand des Living Lab berichtete er über die Tests, denen die diversen AAL-Technologien in der Praxis in den von der Stiftung betreuten Wohnungen unterzogen worden waren. So verwarf er beispielsweise die Verwendung von Kontakt- oder Sturzmatten. „Wenn Sie nicht die ganze Wohnung damit auskleiden – und das wird mehrere zehntausend Euro kosten – dann müssen Sie schon direkt dorthin fallen, wo gerade der Flickerl Sturzmatte liegt, damit der Alarm ausgelöst wird. Das ist vielleicht im Bad sinnvoll, aber sonst nicht“, berichtete er von seinen Erfahrungen.

Kosten, Kosten, Kosten

Die Kluft zwischen dem, was möglich ist, und dem, was bezahlbar ist, beschäftigte auch Präsident Andreas Eisele von BFW Bayern: „Wir brauchen altersgerechten Wohnraum, denn wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, eine ganze Generation im Pflegeheim unterzubringen. Dieser Wohnraum stellt aber immer höhere Ansprüche an die Qualität. Das steht im Widerspruch zu der Tatsache, dass wir vor allem preiswerten Wohnraum schaffen sollen.“ Um Anreize zu schaffen, fordert er bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmer und gerechtere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft.

Finanzierungsmöglichkeiten für Eigentümer und Mieter, die ihre Wohnung barrierefrei oder –arm gestalten möchten, zeigte konsequenterweise dann ein weiterer Fachmann auf: Markus Merzbach, Abteilungsdirektor der KfW Bankengruppe, gab einen Überblick über die KfW-Fördermöglichkeiten, auf die im Falle eines Umbaus oder einer Sanierung zurückgegriffen werden kann. „Das Modul ,Badezimmer‘ läuft am Besten“, ließ er sich schmunzelnd an diesem Nachmittag ein wenig in die Karten blicken. Für diese Förderung waren allein 2015 bereits über 4.000 Zusagen gemacht worden. Die Bearbeitungsdauer für die Anträge, die prinzipiell vor Beginn der Maßnahme gestellt werden müssen, liegt dabei bei überschaubaren zwei bis vier Wochen, wie er versicherte.

Vertiefend einsteigen

Nach den einführenden Referaten hatten die Besucher im Anschluss Gelegenheit, sich im Rahmen von kleineren Vorträgen, die unter den Schwerpunkten „Best practice im Wohnungsbau“ und „Zukunftsmarkt für das Handwerk“ liefen, vertieft zu informieren. Zum persönlichen Gespräch luden zudem die Fachleute an den Ständen der eigens eingerichteten Ausstellung, wo auch zwei Expertinnen der Metropolregion Nürnberg berieten. Sie stellten klar: „Das Thema Generationenmanagement steht auch in der Metropolregion Nürnberg im Fokus.“ Denn zusätzlich zur finanziellen Unterstützung des Projekts „Regionenbezogenes Generationenmanagement“ der Handwerkskammern durch den Verein Metropolregion Nürnberg arbeiten die zentralen Zukunftscoaches auch inhaltlich intensiv mit der Kammer zusammen. An ihrem Stand informierten Stephanie Czogalla und Christine Fröhlen von den zentralen Zukunftscoaches über die geplante Kampagne mit dem Themenschwerpunkt „Betriebliches Gesundheitsmanagement“. Das Ziel ist, möglichst viele kleine und mittelständische Unternehmen in der Metropolregion Nürnberg demografiefest zu machen.

Heinrich Mosler hatte in seiner Begrüßung noch gesagt: „Die Frage ist nicht, wie alt man wird, sondern die Frage ist, wie man alt wird.“ Eines war am Ende des interessanten Nachmittages klar: Dafür gibt es tausend selbstbestimmte und würdevolle Möglichkeiten.

 

Vorträge

Icon_PDF_small Vortrag von Kerstin Richter Kommunikation – Den demografischen Wandel gestalten

Icon_PDF_small Vortrag von Degenhart Architektur – Gesellschaftliche Entwicklungen

Icon_PDF_small Vortrag Joseph-Stiftung – AAL-Technologie und altersgerechtes Wohnen

Icon_PDF_small Vortrag KFW – barrierearm und komfortabel Wohnen mit der KFW

Icon_PDF_small KFW Anlage Merkblatt altersgerecht Umbauen: Kredit (159), Investitionszuschuss (455)

Icon_PDF_small KFW Merkblatt Investitionszuschuss (455)

Icon_PDF_small KFW Merkblatt Kredit (159)

 

Eindrücke

 

Ansprechpartnerin:

Handwerkskammer für Mittelfranken
Dr. Kristina Zehmer
Sulzbacher Straße 11-15
90489 Nürnberg

Tel. (+49) 0911 5309-343
Fax (+49) 0911 5309-196
kristina_zehmer@hwk-mittelfranken.de